Tallinn – Ausflüge und Abschied

Tallinn – Ausflüge und Abschied
(Von Christa)

Samstag, 14. Juli

Es ist Samstag Nachmittag, ein warmer Sonnentag. Michael möchte arbeiten. Ich gehe in Kalamaja, wo wir wohnen, zum Hafen runter und zum Strand. Alles was Beine hat und die Sonne liebt, ist hier unterwegs. Der Strand ist nur schmal und voller Steine. Ich wundere mich, wieviele Menschen hier Platz haben. Es wird gespielt, gepicknickt, gebadet und die Musik dazu gibt das Meer, das durch die vielen Schiffe mit kleinen Wellen den Strand belebt.

Ja, Schiffe sind viele unterwegs und die Queen ist eine wunderschöne Dreimastbark in voller Segelmontur. Majestätisch zieht sie nahe am Strand vorbei (leider hab ich den Photo zu spät geholt) und läßt alle anderen Segler klein erscheinen. Zwei Kreuzfahrtschiffe begegnen einander und dann rattert ein Hubschrauber über unsere Köpfe hinweg und landet auf dem Platz der Linnahall.

Ich liebe diese Strandatmosphäre, bei der das Meer den Ton angibt, vom Geschrei der Möwen begleitet, und die Sonne, die Steintrümmer und Mauerreste überstrahlt.

 


Tallinn (Gedicht)

Waren es wirklich vier Wochen
vier Wochen Tallinn ?
So lang und doch so kurz…..

Hunderte neugierige Menschen, Kinder, Jugendliche –
Begegnungen, Wiedererkennungen von Barcelona, Staunen –
Vorträge, die neue Fragen aufwerfen
in den Pausengesprächen.

Die Stadt mit den vielen Türmen,
Kirchen, Plätzen, alten Gemäuern,
verfallen und neu gestaltet
zu Museen, Wohnhäusern oder einfach nur
Geschichts-Erinnerungen.

Wir bummeln durch die Altstadt.
Nicht die schön gestalteten Touristenplätze ziehen uns an,
es sind die engen dunklen Gassen,
schmalen Tordurchgänge,
wo es die gemütlichen Cafés gibt
mit Blick auf versteckte Kleinodien,
Häuserfronten mit geschmückten Giebeln,
winzigen Nischen, Balkonen,
wo gerade ein Stuhl Platz hat.

Irgendwoher erklingt Musik,
ein Mädchen mit einer Geige
vor einem der Torbögen.
Aus einer entfernten Gasse wehmütige Klänge.
Zwei Russen mit Ukrainischen Banduras
und leisem Gesang
berührend – hingebungsvoll.
Ganz anders der kleine Junge mit dem Akkordeon,
temperamentvoll, fröhlich, als würde er nichts anderes tun!

Zwischen den Häusern immer wieder Parks,
alte Bäume, schattige Alleen,
ungewöhnliche Blumenkreationen, Düfte
und ein Parkwächter.

Und dann die Abendsonne
auf den Türmen, den Dächern, den alten Mauern,
und besonders auf den einen Kirchturm,
den mit dem hohen Kupferdach,
auf das die tiefe Sonne
die buntesten Farben hervorzaubert…..
Bis alles verblaßt
und wir verwundert durch die Nacht heimgehen.

 

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Der Kadriorg Park

Der Kadriorg Park ist eine besonders schöne Anlage östlich von Tallinn ganz nah am Meer. Einer sehr lieben Tallinnerin, die dort arbeitet, lag es am Herzen, uns den Park zu zeigen. Sie hat uns abgeholt und mit ihren Zwillingen ein Stückchen -bis zum Spielplatz – durch den Park begleitet. Die alten, z. T. verwachsenen Bäume haben uns besonders gefesselt, Wiesen mit wilden Blumen und dann der Japanische Garten. Hier gibt es viel Wasser, Ruhesteine und wunderschöne Blumen – eine meditative Stimmung. Danke an Katriin!!

An unserem letzten Tag in Tallinn haben wir den Park noch einmal aufgesucht, zur 300-Jahr-Feier mit Höhepunkt eines Konzertes auf der Freilichtbühne. Alle Plätze einschließlich Mauern waren längst besetzt, es herrschte eine lockere fröhliche Stimmung. Es war ein klassisches Programm mit überwiegend russischen Komponisten und guten Solisten, die enthusiastisch beklatscht wurden. Das war für uns ein guter Abschluß!

 


Die Pirita Tee

Gleich hinter dem Park läuft die Pirita Tee entlang, die breite Prachtstraße/ Promenade zum Olympiazentrum mit dem Olympia-Jachthafen. Die Fußgängerpromenade führt direkt am Ufer entlang. Ab und zu gibt es einen schmalen Sandstrand. Auf der gegenüberliegenden Seite sieht man die Sängerfestwiese, wo alle 5 Jahre das große Sängerfest stattfindet mit bis zu 30 tausend Sängern auf der Bühne – ein Nationalereignis für die Esten. Etwas weiter taucht der Engel auf, die Russalka, ein Denkmal für die Seeleute des untergegangenen russischen Panzerschiffes Russalka. Und dann noch ein mächtiges Ehrenmal für die gefallenden Soldaten des 2. Weltkrieges.

Mich interessierten der Yachthafen, die Segelboote, die ehemalige Olympia-Atmosphäre. Aber der Hafen war durch Baustellen unzugänglich. Enttäuscht liefen wir zurück – der Blick auf die wunderschöne Kulisse der Stadt entschädigte uns.

 

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Ausflug zum St. Bridget’s Convent und zum Jägalla-Wasserfall

Das St. Brigitten Kloster liegt außerhalb von Tallinn Richtung Osten hinter dem Pirita-Fluß. Es ist ein alter Kraftort aus dem 15. Jahrhundert und nur noch eine Ruine, aber dennoch von einem magischen Zauber umgeben. Die alten Mauern des Klosters und der Kirche sind begehbar. Ihr Ausmaß und ihre Schönheit sind auf dem Video von Michael gut zu sehen.

Danach sollte uns das Navi zum Jägalla-Wasserfall führen. Stattdessen landeten wir auf der Halbinsel bei einem ungewöhnlichen kleinen Land-Restaurant. Ein Garten voller Pflanzen und Käutern, von denen sich einige später in unserem Salat wiederfanden, ein Spielplatz mit Waldsofa und Schaukel – eine wunderbare stille Oase!

Hier zeigte man uns den Weg zum Wasserfall – die nächste Überraschung. Von einer großen Wiese aus stiegen wir viele Stufen hinunter, um von unten auf das herabstürzende Wasser zu schauen. Hier unten – angeregt von dem wilden Wasser – spielen Kinder, balancieren auf den wackeligen Steinen und Jugendliche toben direkt unter dem Wasserfall. Ein fröhliches ausgelassenes Miteinander – und wir teilen es mit ihnen.

Ganz anders der 2. Wasserfall. Er soll größer, aufregender sein, hat aber jetzt nur einen dünnen Wasserstrahl, der unseren Blick in 30 Meter Tiefe zieht.

Vergeblich suchen wir nach dem Klippen-Wanderweg – alles verwildert und zugewachsen. Später am Strand überall Steine, Steine und viel altes Baumholz, z. T. große Stämme, auf denen Kinder im Wasser Floß spielen. Diese Stämme sind wohl alle von den Klippen heruntergestürzt und haben sich am Strand zu merkwürdigen Gebilden aufgebaut.

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Die Viru Bogs

Einen Nachmittag haben wir uns Zeit genommen, um in die Sümpfe zu fahren. In Estland und besonders um Tallinn herum gibt es viele Sümpfe, die sich selbst überlassen bleiben und naturgeschützt sind.

Auf dem Weg dahin – viele Blaubeeren, die köstlich schmecken! Schnell hatten wir blaue Mäuler und Hände. Dann ging es auf die Holzstege. Zu beiden Seiten kleine Tümpel, Sumpfpflanzen, ungewöhnliche Insekten und Kleingetier. Diese werden auf witzig gemalten Info-Tafeln angekündigt, um unsere Aufmerksamkeit zu schulen. Mittendrin ein Aussichtsturm, der das Ausmaß dieser Landschaft sichtbar macht.

 

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Die nächtliche Rummu Paddeltour

Ein besonderes Erlebnis war in der letzten Woche die nächtliche Paddeltour. Der Weg dahin ging mit einem Extra-Bus, der Fahrer mußte die Einfahrt zum See erst suchen, dann wurden wir freundlich empfangen und erhielten eine Einweisung. Der See war ursprünlich ein Steinbruch, der Baumaterial für ein Kloster lieferte. Später, in der Sovietzeit, mußten Schwerverbrecher dort arbeiten. Um den Steinbruch trocken zuhalten, waren große, schwere Pumpen notwendig. Ein Stromausfall legte schließlich die Pumpen lahm, gleichzeitig gab es starke, langanhaltende Regenfälle, die den Tagebau sehr schnell füllten. Die Pumpen wurden nie wieder in Gang gesetzt und vieles auch geplündert – und so enstand (in groben Zügen) der Rummu-See. Teilweise sind die Gebäude und Anlagen noch unter der Wasseroberfläche zu erkennen.

Die Boote hatten eine Beleuchtungsanlage, die bei Dunkelheit – ca. 23 Uhr – eingeschaltet wurde und ermöglichte, in die Tiefe des Sees zu schauen. Was wir da erkannten, war erstaunlich: zunächst Pflanzen und Sträucher, dann ganze Bäume und schließlich die alten Gemäuer. Je dunkler es wurde, desto ausgelassener gaben sich die Teijnehmer der 5 Boote – kleine Wettrennen und auch mal ein kühles Bad. Es hat Spaß gemacht!!

 

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Die Closing Party am Samstag, den 21. Juli

Die Mindvalley Leute lieben Parties, jeden Samstag gab es eine jeweils an einem anderen spektakulären Ort. Die letzte war als Kostümparty ausgeschrieben und fand im Seaplane Harbour statt, im Lennusadam, dem Meeresmuseum, dem ehemaligen Wasserflugzeughangar. Es ist ein Großbau von spektakulärer Architektur ähnlich wie die Linnahall – beide im Kalamaja Viertel.

Schon im Außengelände stehen viele alte Schiffe, ehemalige Kriegsschiffe und der dampfbetriebene Eisbrecher Suur Töll mit zwei dicken Schornsteinen. Aber auch moderne Segler große und kleine. Wir sind abends oft hierüber gelaufen – eine eigenartige Stimmung von alt und neu !

Am Party-Abend war das Museum für uns bis 22 Uhr geöffnet. Es ist eine riesige Halle mit aufregenden Geschichten über Estlands maritime und militärische Geschichte, als Höhepunkt ein großes begehbares U-Boot. Mich interessiete mehr die Entwicklung der Segelschiffe, die großen Drei- und Viermaster, aufgezeichnet mit ihrer oft spannenden Geschichte und ihrem Untergang.

Die Party war inzwischen in vollem Gang mit ohrenbetäubender Musik, der man im hinteren Teil der Halle ein wenig ausweichen konnte. Natürlich gab es einige verrückte Einlagen Kostümierter: “Huch, wer ist denn das schon wieder??”, eine Kostüm-Modenschau und eine Akrobatik-Einlage von unglaublicher Geschicklichkeit und Kraft, aber auch Charme und faszinierender Beweglichkeit. Zwischendrin konnte sich jeder auf der Bühne darstellen, je nach Temperament, Phantasie und Mut !! Man wollte bei wilden Tänzen erkannt oder auch nicht erkannt werden und die Stimmung wurde immer ausgelassener wie das auf Partys eben so ist !!

Wir sind am Wasser entlang zu Fuß nach Hause gegangen, tief und glücklich die Seeluft und die Stille einatmend.

 

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Der letzte Abend

bei einem Glas Wein
auf der Terrasse am Hafen mit Blick über das Meer.
Es ist ein Abschied,
ein Abschied von Tallinn und von der Mindvalley University.
Warum gerade jetzt und wohin ??

Immer wieder Fragen, Spiegelungen, magische Momente…
wie die Sterne der Milchstraße,
die sich nach Mitternacht zeigen,
bevor es Tag wird.
Ein Wunder der Natur, des Kosmos, der Schöpfung.
Und unser Leben ?
Ein Wunder der Entfaltung, der Liebe,
des Wachsens und Vertrauens
in die eigenen Kräfte
und das Wirken der Natur in und um uns.

Wir schauen in die Abendsonne
über das stille Meer – und wissen,
gemeinsam gehen wir den Weg weiter
in unser Leben, zu uns selbst.

 


Tallinn – Die erste Woche

Tallinn – Die erste Woche
(Von Christa und  Michael)

(Michael) : Die ersten Rundgänge in Tallinn waren etwas ernüchternd – überall Trümmer, desolate Häuser, wegbröckelnde Kaimauern, jede Menge Baustellen … . Und das sollte nun der Wunderort Tallinn sein, wo es die weltmeisten Startups gibt???

Nun – um gerecht zu sein, es gibt nicht nur desolate, mehr oder weniger zerfallene, sondern auch wunderschön renovierte Häuser. Das, was man sieht, sind die Spuren seiner Geschichte, in der Estland immer wieder besetzt wurde – von Dänemark, Deutschland, Rußland (die Liste ist sicherlich unvollständig). Insbesondere die Sovietzeit hat unschöne Spuren hinterlassen. Und die vielen Baustellen zeigen einfach nur an, daß heftig auf einen schöneren Zustand hingearbeitet wird. Und in der sehr schönen Altstadt ist nichts davon zusehen … .

Estland befindet sich im Aufschwung – und da es praktisch keine Bodenschätze gibt, hat es sich vor allem auf IT etc. ausgerichtet. In vielen Dingen ist es Vorreiter – ich nenne hier nur das Thema e-Residency. Und neben den alten Stadtteilen gibt es auch neue und solche mit einer gemischten Bebauung – mit supermodernen Gebäuden. Sie zeigen den Aufschwung an.

Nach einer Weile treten diese Äußerlichkeiten in den Hintergrund – denn natürlich gibt es hier auch die Esten. Sie sind zunächst recht introvertiert, erweisen sich dann aber als sehr herzlich, zuvorkommend und gastfreundlich. Ein Beispiel ist die im vorherigen Beitrag beschriebene Einladung, die estische Weise die Mitsommernacht zu begehen, kennen zu lernen. Von anderer Seite bekamen wir Tips für lohnenswerte Ausflugsziele – und wurden auch noch dort hingefahren.

Naturliebe scheint hier sehr im Vordergrund zustehen. Bei meinen Zeitrafferaufnahmen zur Mitsommernacht (vorheriger Beitrag) blieben einige bis morgens um 3:00 am Strand und um 4:00 kamen bereits die nächsten, um den Sonnenaufgang zu sehen. Ich kann sie nur mögen …

Schließlich gibt es noch unsere University, derentwegen wir ja gekommen sind: Alles beginnt (natürlich) mit der Registrierung und vielen Hallos. Wir treffen viele Teilnehmer vom Vorjahr in Barcelona und die Wiedersehensfreude ist jedes Mal groß. Und es gibt jede Menge neue Teilnehmer zu begrüßen – die Teilnehmerzahl hat sich verdreifacht. Alles ist weit professioneller geworden. Das Team hat sich unglaublich ins Zeug gelegt.

Von der Themenseite ist die erste Woche überwiegend dem Thema Estonia (Estland) gewidmet: Sehenswürdigkeiten, Geschichte, .Charakter der Menschen, Wetter (nicht zu vergessen) – und vor allem dem Thema e-Residency. Ein e-Resident kann innerhalb weniger Minuten in Estland ein Bankkonto und eine Firma eröffnen sowie Dienstleistungen in Estland in Anspruch zu nehmen. Das Programm zielt in erster Linie auf ortsunabhängige Unternehmer – etwa Software-Entwickler oder Autoren. Es erfolgt alles online. Hier ist Estland Vorreiter. Eine große Chance für die Digital Nomads – und einige Teilnehmer haben die Chance genutzt. Wiederum zeigen sich die Estländer sehr hilfsbereit – richtig schön und angenehm.

Ein kleiner Wehrmutstropfen für die Pioniere, die letztes Jahr schon in Barcelona waren: Zwar ist alles perfekter – durch die große Teilnehmerzahl und den Abstand der Sprecher zum Publikum (in Barcelona gab es keine Bühne, die Sprecher standen fast im Publikum) ist jedoch auch alles weit anonymer geworden. Die Pioniere sind jedoch weiterhin miteinander verbunden und begegnen sich weiter mit herzlichen Umarmungen – wie schön ….

(Christa) : Tallinn – Eindrücke von der zweiten Woche

Wer in Mindvalley U in Barcelona war, spürt den großen Unterschied zu Mindvalley U Tallinn.

Barcelona City sprudelt über vor Fröhlichkeit und Lebendigkeit. Die vielen Cafés und Restaurants auf den breiten Boulevards, durch die wir oft mitten hindurch gingen, vermitteln Nähe und Vertrautheit, und die Menschen steckten uns mit ihrer Ausgelassenheit an. Die Wärme – für uns oft Hitze – macht die Menschen offen und frei. So war es auch in der Universität. Nach einer Woche kannte jeder jeden und wir begegneten uns mit Herzlichkeit, Umarmungen und vielen Gesprächen.

Anders in Tallinn. Hier ist es windig und kühl. Die Menschen sind still und verschlossen. Nur in der Altstadt, wo überwiegend Touristen herumlaufen, ist es lebendiger und lauter. In der Universität sind diesmal 3 mal so viele Studenten und man kennt nur wenige. Auch durch die Bühne, auf der die Redner stehen – entfernt von den Zuhörern – fühlt es sich unpersönlicher an, was die hohe Qualität der Vorträge aber nicht mindert. Und die Vertrautheit wird mit der Zeit sicherlich wachsen.

Die Stadt Tallinn fällt durch ihre Gegensätze auf. Die Altstadt ist wunderschön mit ihren Plätzen, alten Gebäuden, vielen Kirchen und Cafés. Sie lebt von den Touristen und ist für die Touristen gestaltet. Etwas abseits von den großen Plätzen gibt es noch die alten Holzhäuser, z. T. bilderbuch schön restauriert. Ein besonders altes gepflegtes Gebäude ist die 500 Jahre alte Apotheke am Rand des Rathausplatzes, die bis heute in Betrieb ist.

Ja, die alten Holzhäuser, sie faszinieren uns ganz besonders ! Je weiter wir in die Außenbezirke kommen, desto mehr entdecken wir. Sie strahlen Wärme und Gemütlichkeit aus und haben manchmal noch ganz oben den Holzbalken vom Flaschenzug. Aber viele von ihnen sind auch verfallen, ihren Bewohnern fehlt wohl das Geld, sie zu pflegen. Guckt man in die Fenster, so erstaunt das schön gestaltete “Innenleben”. In so einem Holzhaus wohnen wir für 5 Wochen, im Kalamaja Bezirk in der Nähe vom Kultuurikatel, wo es noch viele davon gibt. Es ist gemütlich und wir fühlen uns wohl hier. Ich genieße besonders die Nähe zu dem kleinen Hafen, auf den wir vom Fenster aus schauen und wo Michael das Nachtvideo gemacht hat. Aber leider gibt es auch einige vollkommen verfallene, längst verlassene Holzhäuser, und ich stelle mir dann vor, wie es sich einstmals darin hat wohnen lassen.

Ganz verrückt sieht es aus, wenn immer mal wieder so ein altes Holzhaus zwischen den Hochhäusern der neuen Industriestadt hervorlugt, wo es sich nicht hat verdrängen lassen !
Genau das sind die Gegensätze von Tallinn. Auf der einen Seite die gestylte Altstadt, die so kuscheligen Holzhäuser und dann die neuen Stadtteile der aufstrebenden Wirtschaft und Industrie. Dort hab ich mich gar nicht wohl gefühlt, als wir von dem schönen Kadriorg-Park wieder zurückliefen und diesen Teil der Stadt mit ihren Hochhäusern und dem dichten Verkehr durchqueren mußten.

Der Kadriorg Park

Der Kadriorg Park ist eine besonders schöne Anlage östlich von Tallinn ganz nah am Meer. Einer sehr lieben Tallinnerin, die dort arbeitet, lag es am Herzen, uns den Park zu zeigen. Sie hat uns abgeholt und mit ihren Zwillingen ein Stückchen – bis zum Spielplatz – durch den Park begleitet. Die alten, z. T. verwachsenen Bäume haben uns besonders gefesselt, Wiesen mit wilden Blumen und dann der Japanische Garten. Hier gibt es viel Wasser, Ruhesteine und wunderschöne Blumen – eine meditative Stimmung. Danke an Katriin!!

Gleich hinter dem Park läuft die Pirita Tee entlang, die breite Prachtstraße/ Promenade zum Olympiazentrum mit dem Jachthafen.

Sylt – eine eisige Erfahrung

List auf Sylt, 28. Februar – 7.März 2018
(von Christa)

List ist der nördlichste Ort auf der abgelegenen, an Dänemark grenzenden Nordsee-Insel Sylt, im Winter fast so einsam und verlassen wie zur Zeit meiner Kindheit, als noch niemand wußte, daß sie schon einige Jahre später die “Perle der Nordsee” genannt werden würde. Hier sind meine Wurzeln, tief vergraben im Sand mit den Erinnerungen einer schwierigen, kriegsbelasteten Kindheit. Auf der anderen Seite hatten wir unbegrenzte Freiheit und manchmal auch Unbeschwertheit in den Weiten der Dünen, den Stränden und dem sich ständig wandelnden Meer. Wir lernten laufen und schwimmen zur gleichen Zeit, denn der Strand und das Meer waren unsere Spielplätze.

Mehr als ein halbes Jahrhundert später bin ich mit Michael in List – mitten im Winter. Schon als das Auto auf den Sylt-Shuttle, der Verbindung zwischen dem Festland und der Insel, auffuhr, brachte der scharfe Wind den Geruch von Salz und Meerwasser herauf. Auf der Insel setzte bei eisigem Nord-Ost-Wind ein Schneesturm ein. Unser Quartier war kalt – “noch, dachten wir, wird schon werden”. Aber der kalte Nord-Ost holte sich die zögerliche Wärme gleich wieder raus. Und in der Küche kam kein Wasser – eingefroren.

Und wo ist das Meer? Wir liefen zum Strand – das Wasser nicht zu sehen, nur Eis, eine Landschaft wie auf dem Mond! So hatte einmal ein Besucherkind zu mir gesagt, als wir durch die Dünen wanderten: “Wie kann man nur in dieser Mondlandschaft leben!” Ich war empört und beleidigt: “Soll der doch zuhause bleiben!”

Eine solche Kälte, wie wir sie grad erleben, gab es schon lange nicht mehr. Wir versuchen uns ohne Wasser in der Küche und bei kühlen Temperaturen im Appartement einzurichten. Der eisige Wind am Strand macht uns zu schaffen, schneidet ins Gesicht und dringt durch die Kleidung. Nur langsam gewöhnt sich unser Körper an die ungewohnten Temperaturen. Am 2. Nachmittag wollte ich in das einzige Cafe´ am Ort, um bei wohliger Wärme und einem Friesentee zu entspannen. Das Cafe´ war bis auf den letzten Platz besetzt – hierhin hatte sich alles geflüchtet, was sich auf die Insel und seinen nördlichsten Ort getraut hatte! Ich konnte das gut verstehen und hab uns im Appartement einen Kaffee gekocht.

Es blieb auch die nächsten Tage kalt und stürmisch. Dennoch begann am 3. Tag das Wasser zu tröpfeln trotz der Minusgrade. Wir waren erleichtert, da die Vermieterin, die im Winter nicht auf der Insel lebt, uns ein Angebot zum Umziehen vermittelt hatte und wir überhaupt keine Lust dazu hatten. Gut gelaunt (eigentlich immer!!) fuhren wir nach Braderup in den Insel-Bioladen und weiter nach Munkmarsch, einem heute kleinen unbedeutenden Ort an der Ostseite. Einstmals war Munkmarsch das Tor zur Insel. Hier legten die Dampfer an, die vom Festland, dem heute dänischen Hoyerschleuse, zur Insel übersetzten. 3 Stunden oder auch mehr dauerte die Überfahrt, je nach Wind, Wetter und Wasserstand, bei Ebbe konnte das Schiff nicht anlegen. und so mancher Gast wurde schrecklich seekrank!!

Das ist längst vorbei, seit 1927 der Hindenburgdamm eingeweiht wurde und der “Sylt-Shuttle” Gäste und Autos mühelos auf die Insel schafft. Der kleine Hafen hat seine Bedeutung verloren, aber seinen Charme bewahrt mit den kleinen Segelbooten und dem wieder aufgebautem Fährhaus, so daß es mich immer wieder dorthin zieht. Am späten Nachmittag wurde der Himmel klar und ich ahnte: Michael hat eine Abendveranstaltung vor, und das bei Wind und Kälte!!!

Wir fuhren zur Lister Strandhalle, wo Michael unten am Strand sein Stativ aufstellen wollte. Hm, der Weg zum Strand war gesperrt….Hinterher sahen wir, daß der Sturm die Treppe, die hinunterführt, zerstört hatte. Also suchten wir uns einen Weg über die Düne, um im Schutz hinter der Düne den Sonnenuntergang zu beobachten.

Wir waren etwas zu spät und konnten gerade noch einen Zipfel der Sonne einfangen. Umso schöner entwickelten sich danach die Farben am Himmel. Ich lief am Strand entlang, um warm zu werden. Es war Ebbe und vollkommen einsam – eine geheimnisvolle Stille trotz des Windes, und nach einer Weile konnte ich Michael nicht mehr sehen. Die Dunkelheit hatte etwas Magisches, das ich aus meiner Kindheit kenne, wenn es mich besonders in den Abendstunden immer weiter auf die
Ebbe hinauszog, obwohl ich mich fürchtete. Ich fand Michael wieder und dachte, wir fahren jetzt heim. “Der Himmel ist klar, jetzt kommen doch erst die Sterne…”

Ich tappte den Weg zurück über die Düne, um zu sehen, ob die Strandhalle noch geöffnet hat. “Wir schließen mit Sonnenuntergang ( das war vor mehr als einer Stunde ) “, sagte der freundliche Inhaber, den ich kannte. “Aber ich mach dir noch gern einen Glühwein.” Wie gut das tat!! und bald danach war auch Michael bereit aufzubrechen. Ich bewundere ihn, wie er bei Wind und Kälte stundenlang aushält, um Zeitraffer-Videos vom Sonnenuntergang oder vom Sternenhimmel zu machen!!

Die nächsten Tage wurden etwas milder, so daß wir uns noch mal an den Weststrand trauten, nach Kampen, vorbei an den Kurhäusern zum Kampener Kliff. Dieses ist neben dem Morsumer Kliff die große Attraktion der Insel. Nach jedem Winter, wenn die Sturmfluten daran nagen und die Regenschauer es zerfurchen, verändert es sein Gesicht.

Der letzte Tag war ein richtiger Sonnentag. Wir liefen an dem wunderschönen Friedhof vorbei durch die Lister Dünen und Heidetäler zur sehr einsam gelegenen Jugendherberge Möwenberg und dann mit dem weiten Blick auf den Ellenbogen und den Königshafen über den Außendeich und das Vogelschutzgebiet zurück nach List. Auf den Feuchtwiesen und Tümpeln tummelten sich die Wintergäste, Wildgänse und Wildenten, am Strand sommers wie winters Möwen und Austernfischer. Vogelkundler entdecken hier unzählige Vogelarten, die von überall herkommen, hier rasten oder auch überwintern.

Das schöne Wetter verführte Michael dazu, noch mal einen Sonnenuntergang zu photographieren. Hierfür wählten wir einen Aussichtspunkt in den Lister Dünen mit Blick über die Heidetäler und der großen Wanderdüne als Kulisse. Hier wird die Einsamkeit und Stille der Insel besonders deutlich, was wir am Vormittag auf der Wanderung zur Jugendherberge schon wahrgenommen hatten.

Jeder Urlaub ist zu kurz!! Und die Insel mit ihrem herben Charme macht mir den Abschied immer besonders schwer. So hat es seltsamerweise über 2 Stunden gedauert, um mit dem Sylt-Shuttle über den Damm aufs Festland zurückzukehren.

Auf dem Urwaldsteig am Edersee

Urwaldsteig Edersee vom 11.-14. Januar 2018
(von Christa)

Es war mal wieder Zeit für ein gemeinsames Abenteuer. Mein Wunsch war der Urwaldsteig am Edersee. Dort gibt es viel Wasser, uralte Wälder und Berge – im Nationalpark Kellerwald-Edersee.

Wo gibt es in Deutschland noch Wildnis und Wälder, die sich selbst überlassen sind und sich ständig wandeln so wie die Natur sich selbst gestaltet?

Ich konnte es kaum erwarten, in den “Urwald” zu kommen, und gleich am ersten Tag führte uns unsere Wanderung mitten hinein. Von unserer Pension in Waldeck aus stiegen wir auf eine Anhöhe, den Ziegenberg. Hier standen uralte Buchen und knorrige, z.T. halbtote Eichen, die so verwachsen waren, daß sie merkwürdigen Gestalten glichen. Aus einigen schauten geheimnisvolle Gesichter, die uns zu beobachten schienen. Umgestürzte Bäume versperrten uns immer wieder den Weg und
zwangen uns zum Klettern oder Durchkrabbeln.

Nach einer guten Stunde erreichten wir die zwei Aussichtskanzeln, von denen aus wir einen wunderbaren Blick auf den Edersee mit allen seinen Ausbuchtungen hatten sowie auf die Sperrmauer. Auf dem Rückweg war es dunkel genug, um die Lichter zu beobachten, die an der Sperrmauer installiert sind und in verschiedenen Farben wechseln von gelb – rot -blau – grün bis lila. Je dunkler es ist, desto schöner ist das Leuchten.

Und dann standen wir vor einer Felswand, höhlenartig und dunkel. Ich spürte die veränderte Energie und wußte, hier sind Naturwesen zuhause. Ich mußte still halten so als würden die Wesen mich festhalten, und auch Michael war gebannt. Wir lauschten auf die Geräusche – war es nur der Wind ??

Sobald wir den Platz verlassen hatten, veränderte sich die Stimmung, das Geheimnisvolle war verschwunden, der Wald wurde nun lichter und offener. Es war inzwischen dunkel geworden und Zeit zügig heimwärts zu gehen. Den Matsch auf dem letzten Teil des Weges haben wir nicht mehr gesehen, nur unter den Schuhen gespürt.

2. Tag

Unser nächster Ausflug war entlang der Ringelberg-Route in einen der ältesten Teile des Buchenwaldes am Edersee. Michael, der sonst einen schnellen Schritt hat, wo ich manchmal Mühe habe mitzukommen, blieb weit zurück, fasziniert von den ungewöhnlich in sich verschlungenen Baumgestalten, den steilen Berghängen und Schluchten. Alles wollte beachtet und photographiert werden.

Der Weg war mit 4 Stunden Wanderzeit ausgeschrieben. “Na, da werden wir heute mindestens 8 Stunden brauchen und im Finstern zurückkommen”, sagte ich voraus. “Na und?” war Michaels Antwort.

Zeitweise gingen wir auf schmalen Pfaden am Steilhang entlang. Immer wieder kreuzten Bäche und Quellgerinne unseren Weg, und wir hatten die Wahl, über glitschige Steine zu balancieren oder uns richtig nasse Füße zu holen. Ich war fasziniert von all diesen kleinen Sturzbächen, die von weit oben herunterkamen, stolpernd über Felsen und Steine, ihre Bewegung in Musik verwandelnd.

Dann auf einmal eine völlig andere Stimmung. Der Wald wurde licht, statt der hohen Buchen dünne Birkenstämmchen und dazwischen mal eine Tanne. Alles Unheimliche war verschwunden, wir fühlten uns leicht und gingen schneller. Also doch keine 8 Stunden, sondern nur 6. Dunkel war es dennoch, als wir heim kamen.

3. Tag

Heute hatten wir uns die Hagenstein-Route vorgenommen. Vom Nationalparkzentrum ging es über eine große Wiese bergan; an der Wegkreuzung ein großes Schild: “Ferienwohnung” und dahinter ein Baumhaus, das ziemlich wackelig und sehr urig aussah! Eine Alternative??

Und schon waren wir im Wald. Unser Weg führte immer wieder an Felsen vorbei, aus deren Spalten bizarre Bäume wuchsen, deren Äste sich umschlangen und manchmal wie Fragezeichen in den Himmel strebten. Hier konnten wir die knorrigsten Stämme und seltsamsten Baumgesichter entdecken, die uns festhielten und unsere Phantasie belebten. In solchen verwunschenen Gegenden entstehen Sagen und Geschichten, wer wohl hier hausen und sein Unwesen treiben könnte!!

Auf halbem Weg ein Schild: “Brückengrundsteig – nur mit festem Schuhwerk und sicherem Tritt zu begehen.” zunächst gingen wir daran vorbei. Doch als wir dann auf einen asphaltierten Weg kamen, wollte ich doch lieber den waghalsigen Brückengrundsteig laufen. Also kehrten wir um und waren bald auf dem schmalen, felsigen, sehr glitschigen und steilen
Abstieg. Hier hat der Sturm das Nadelholz gefällt. Wie beim Mikadospiel liegen die Stämme kreuz und quer an den Hängen und auch auf dem Weg. Es sieht wild aus, nichts wird fortgeräumt und so kann sich die Natur neu und frei entfalten.

Zurück im Nationalparkzentrum gab es einen Kaffee und viele Informationen über den Park, seine Wälder und den von vielen
Wanderern besuchten Urwaldsteig.

Bad Homburg

Bad Homburg
(Von Christa)

Manchmal kommt es anders, als man denkt…..

Ich bin am Freitag zu Michael gefahren, da wir am Sonntag eine Einladung zur Familie seines Bruders hatten.

Am Samstag Vormittag ein kleiner Bummel vor der Tür.  Nach dem Mittagessen Computerarbeit. Da ich keine “Computer-App” im Kopf habe, brauche ich immer wieder Michaels Hilfe, um mein Chaos auf dem Bildschirm zu ordnen.  Das hat dann doch wieder länger gedauert – und oh je, wir hatten doch ein Abendprogramm in Bad Homburg zur “Kulturnacht” mit verschiedenen Veranstaltungen.

Michael war verdächtig schweigsam. ” Los, kein Abendbrot mehr……”

In Bad Homburg fanden wir einen Parkplatz hinter dem Kurpark. Es hatte angefangen zu regnen. Wir liefen – etwas flau gestimmt – in die Stadt zum ersten Veranstaltungsort der vhs.  Alles dunkel, Türen verschlossen….. beide ein Fragezeichen im Gesicht. Also weiter durch den stärker gewordenen Regen zum nächsten Date. Unterwegs ein Blick auf den Zeitungsausschnitt zur Kulturnacht. Ich hatte einen Verdacht: Hatten wir das richtige Datum erwischt ??

Und mir kam der erste Oktober in den Sinn, als wir in München waren und Michael sagte, dies Wochenende wird die Uhr umgestellt. Ich hab darauf vertraut und meine innere Uhr auf Winterzeit gestellt. Den Irrtum hab ich erst 1 1/2 Tage später bemerkt, es war ein Monat zu früh – aber meine innere Uhr blieb dabei !

Und siehe da, wir waren eine Woche zu früh unterwegs !! Wir guckten uns an und fingen beide an zu lachen. Was jetzt anstellen ?? Ich sagte schmunzelnd: “Ich hab Lust auf ein richtig gutes Abendessen, komm, ich lad dich ein.” Kein Protest von Michael; na, dann mal los !

Wir fanden ein uriges Restaurant in der Altstadt. Die Atmosphäre stimmte und regte uns zu einem tieferen Gespräch an, wie wir es an solchen ‘fremden’ Orten schon öfter hatten. Der Rückweg zum Auto war locker und fröhlich – ohne Regen. Michael hat ein paar Photos von den im Park verstreuten kleinen Kostbarkeiten ausländischer Besucher wie den koreanischen Pagoden und der russischen Kirche gemacht.

So haben wir aus dem Datumsirrtum doch noch einen gelungenen Abend gemacht!

Radtour

Fahrradtour an der Mosel am 22. Juli 2017
(von Christa)

Endlich ein vernünftiger Fahrradträger am Auto ! Keine 3 Tage alt, da kam Michael, um mit mir eine Tour zu machen. So hatte ich tatkräftige Hilfe beim ersten Aufschnallen und Ausrichten gleich zweier Räder.

Also ging es gut vertäut ab nach Cochem an die Mosel, wo es wunderschöne Fahrradwege gibt.

 

 

 

Das Wetter war angenehm warm, gerade noch vor der Regenzeit im August. Ich hatte Lust auf Tempo – auf dem Fahrrad kann ich mich wunderbar austoben, den Wind um die Ohren spüren und meiner Freude freien Lauf lassen. Michael, der lange nicht mehr Fahrrad gefahren ist – seine zwei alten Räder gammeln im Garten vor sich hin – hatte wohl genauso viel Spaß und Power und wir haben uns gegenseitig überholt, wenn wir nicht grad nebeneinander fahren konnten !!

Der schönste Teil des Fahrradweges geht durch Weinberge. Und mittendrin befindet sich ein idyllischer Garten. Im Frühjahr war der ganze Garten voller Tulpen. Jetzt war üppige Erntezeit mit Tomaten, Kürbissen, Zucchini, Rucola, Beeren allerArt, Blumen und Kräutern. Und auch viel Wildes Durcheinander.

 

Der Garten ist immer zugänglich und gerade war sein Chef da und erzählte uns, wie sehr er seinen Garten liebt und alles wachsen läßt, was sich von selbst entwickelt. Und dennoch versucht er, ab und zu ein wenig Ordnung hineinzubringen.

 

Wir haben ein paar Kräuter und Beeren genascht und dann ging es gestärkt noch ein Stündchen an der Mosel entlang Richtung Bullay/ Zell.

Auf dem Rückweg hatte ich etwas vor, was ich mir auf meinen Touren nie verkneifen kann – Kaffeetrinken in einer Straußenwirtschaft.

Also ein Stückchen bergauf auf einem Weinbergpfad zu dem Café mit Terrasse und selbstgebackenem Kuchen. Schnell hatten wir zwei freche Gäste, die emsig und geschickt unsere Kuchenkrümel aufpickten.
Und siehe da, über welchen Informationskanal auch immer – es wurden mehr und mehr und der Kuchen schwand dahin !! Sie waren wirklich dreist und sehr zutraulich, und wir hatten unseren Spaß.

Zurück zuhause fühlten wir uns gut aufgetankt mit frischer Mosel-Weinbergsluft, mit Freude über unsere Sausetour und ein ganz klein wenig müde !

 

 

Römischer Steinbruch und sausende Wand

Besuch der Sausenden Wand 16.07.2017
(von Michael)

Wir sind relativ früh am Sonntag vormittag. Bevor wir uns auf den eigentlichen Weg zur Sausenden Wand machen beschließe ich Christa noch den alten römischen Steinbruch zu zeigen.

Niemand ist hier, die Sonne scheint und wir können uns garnicht satt sehen und hören. Als wir uns dann schließlich auf den Weg machen ist mehr als eine Stunde vergangen und wir haben es nicht bemerkt. Dafür sind wir aufgeladen und gestärkt.

Der Weg zur Wand ist nicht bequem, führt über Geröll, ist teilweise steil und erfordert in Teilen auch Schwindelfreiheit und sicheren Tritt. Viele Steine unterwegs zeigen Gesichter – auf den Photos sind sie nicht mehr erkennbar. Wir gehen ruhig und konzentriert und kommen so problemlos zum Ziel.

Die Felswand ist riesig und auf halber Höhe sind Höhlen zu sehen. Sie sehen fast aus als müßten sie bewohnt oder geschaffen sein – nur wie kommt jemand dort hin?

(von Christa)

Auf einem Stein
gegenüber eine steile Wand,
an der Wasser still und ruhig
hinunterfließt.
Noch ist es Morgen – die Luft kühl,
die ersten Sonnenstrahlen brechen sich
in dem ruhig fließenden Wasser.

Wir sind hier nicht allein.
Dieser Ort wird behütet von Wesen,
still, verborgen und doch spürbar
sind sie um uns.

Lange hält es uns hier,
eine stille Kraft, mit der wir verbunden sind.
Später – der Aufstieg zur “Sausenden Wand” –
durch Bachbetten, über Steine und Geröll –
begleitet uns da jemand?
Ich bin ruhig und konzentriert,
ich fühle mich beschützt
und immer wieder verbunden
mit den kleinen Wesen –
der Lebendigkeit der Natur,
der Schöheit und Erhabenheit
der steilen Wand.

Barcelona

Mindvalley U. in Barcelona 25.05 – 25.06.2017
(von Christa)

Gut 4 Wochen Barcelona – welch ein Erlebis! Ich habe Barcelona auf 3 Ebenen erlebt.

Detail eines der beeindruckenden Gaudi-Häuser

Die 1. Ebene war der Besuch der Mindvalley U in Barcelona, der eigentliche Grund warum wir nach Barcelona gefahren sind. Diese wurde von Vishen Lakhiani gegründet mit der Vision, einmal im Jahr 4 Wochen lang Studenten im Alter von 17-70 zusammenzuführen und von den besten Lehrern der Welt in Vorträgen und Workshops unterrichten zu lassen.

Dabei geht es darum, neue Erfahrungen zu machen, zu wachsen und ein neues Bewußtsein in die Welt zu tragen, damit die Menschen in Frieden, Freiheit und Liebe zu einer neuen Gemeinschaft zusammenwachsen können.

Wir waren etwa 400 Studenten jeden Alters aus der ganzen Welt und schon nach ein paar Tagen wuchsen wir zu einer großen Familie zusammen. Ich habe noch nie soviel Offenheit, Liebe und Akzeptanz erlebt wie in dieser Zeit.

Jeder Vortrag, jeder Workshop hat uns immer wieder neue Impulse gegeben, unseren Alltag zu durchbrechen und neue Wege zu gehen. “Wer bist du wirklich, und welche Talente schlummern in dir und warten darauf entwickelt zu werden und der Welt mitzuteilen?” Das Wissen ist nur eine Seite, das Fühlen, die Freude, Emotion, Glück und Glücklichsein die andere. Die innere Balance auf allen Ebenen des Lebens aufzubauen ist dabei unumgänglich.

Mit 1000 neuen Eindrücken, Impulsen, Glücksgefühlen und neuen Freundschaften sind wir nach Hause gefahren.

 

Die 2. Ebene ist das Leben in der Stadt. Das habe ich in dem Gedicht “Barcelona …” versuchte erlebbar zu machen (s.u.).

Das Leben sich einfach entfalten lassen ohne große Regeln und Einschränkungen, die Fröhlichkeit und Unbeschwertheit der Menschen und die ganz besondere Architektur faszinieren einfach. Dann die 1000 schmalen Gassen voller kleiner Läden, die bis nachts geöffnet haben. Ihre Verkäufer stehen auf der Straße und es wird unendlich palavert.

Laut ist die Stadt, ja, und es fahren nicht ohne Grund abends und morgens ganz früh schon Putzkolonnen durch die Stadt. Aber das stört niemanden!

 

Die 3. Ebene ist meine Beziehung zu Michael. Wir wohnen 140 km voneinander entfernt und sehen uns etwa alle 14 Tage.

In Barcelona waren wir 4 Wochen lang Tag und Nacht zusammen. Was da aufgeblüht ist zwischen uns hat auch nach außen gestrahlt. Mehrmals haben “Studenten” zu uns gesagt: “Eure Fröhlichkeit ist ansteckend. Ihr strahlt wie ein helles Licht in der Gruppe.” Genau das hat mich durch die 4 Wochen getragen, denn die Zeit war auch ziemlich anstrengend. Jeden Tag 3-4, auch mal 5, Workshops, und alle in Englisch, wo ich keineswegs fit bin. Und dazu die langen Fußwege durch die Stadt, meist bei großer Hitze.

Trotzdem sind wir abends fast immer noch mal los, meistens zum Hafen, um in der Abendsonne und später bei Nachtbeleuchtung die Stimmung einzufangen, die fliegenden Händler auf der Brücke zu erleben und einfach nur da zu sein.

Barcelona, Mindvalley und Michael – danke, daß die Zeit so schön war und noch immer in mir weiterlebt.
Ihr habt mein Leben verändert!

 

Barcelona – du hast mich tief berührt

Barcelona – kennst du das?
Es vibriert um dich herum
Stimmen von überall –
sich verwandelnd in fremde Klänge.
Worte, die du nicht verstehst
aber fühlst, als wären sie für dich.
Gerüche, die dich betören
und mit deinem Atem verschmelzen.

Wie betäubt laufen wir über die Gracia
die Sonne brennt, flimmert über dem Pflaster
die Häuserwände scheinen zu glühen
und aus jeder Steinritze quillt die Wärme.
Unsere Hände sind feucht,
die Augen geblendet vom Licht
und dennoch aufmerksam
die Schönheit der Architektur,
der Brunnen und der leicht bekleideten Mädchen bewundernd ….

In Wellen tosen neben uns die Motoren
der Autos, Motorräder, Mopeds …
dann ein Moment Stille – die Ampeln sind rot –
und die Menschen strömen
wie zusammengeballte Wolkenschübe
über die Straße
die Kinder zwischen den Beinen
auch mal ein Hund
und verteilen sich wieder auf den breiten Boulevards.

Rechts und links neben uns
Buden mit Zeitungen
Obststände mit überreifen Kirschen, Melonen, Aprikosen …
und kleine Cafés –
immer voll besetzt zu jeder Tageszeit
erfüllt von Lachen, Freude, Lebendigkeit
als gäbe es nur diesen Augenblick.

Leben ist jetzt – pure Hingabe
und es fühlt sich so leicht,
unbeschwert und verliebt an.

Die Klamm

Wir, Christa und ich, verbinden geschäftliche Reisen gerne mit etwas anderem, um das Ganze aufzuwerten. In diesem Fall haben wir die Almbachklamm gewählt.

Wir sind an der Kugelmühle gestartet und von dort in die Klamm gegangen. Die wasserbetriebene Kugelmühle wurde ursprünglich gebaut, um Kanonenkugeln herzustellen. Heute produziert sie für Touristen und man sehen wie die Kugeln entstehen.

Wir gehen in die Klamm und sind bald höchst beeindruckt von dem was (nur) Wasser im Laufe der Zeit bewirken kann. Es hat sich tief in den Felsen gegraben – und mit all den großen und kleinen Wasserfällen und Stromschnellen ist es sehr laut. Der Weg steigt steil an und daher mußten viele Treppen angelegt werden.

Wir haben uns viel Zeit zum Schauen und Photographieren genommen – und mußten die Klamm schließlich verlassen bevor wir unser Ziel, die Madonna weiter bergauf, erreicht haben da wir noch die kleine Kirche in Ettenberg besuchen wollten. Der Pfad dort hinauf war heftig (!) steil. Es hat sich gelohnt – das Kirchlein ist sehr schön. In dem Restaurant nebenan haben wir etwas leichtes gegessen und sind dann zur Mühle zurückgegangen – wiederum ein sehr steiler Pfad, diesmal abwärts.

Es war ein regnerischer Tag. Wir haben es genossen! Nur 2 oder 3 weitere Besucher(-paare) waren dort an dem Tag. Und natürlich hat sich Christa nach der Rückkehr zur Mühle dort eine Marmorkugel gekauft, zwei sogar …

Wenn Du einen einen intensiveren Eindruck von der Klamm wünscht so schau Dir dieses Video an. Christa hat ihre Erfahrung in einer Art Gedicht gefaßt – ich habe es dem Video hinzugefügt.