Auf dem Urwaldsteig am Edersee

Urwaldsteig Edersee vom 11.-14. Januar 2018
(von Christa)

Es war mal wieder Zeit für ein gemeinsames Abenteuer. Mein Wunsch war der Urwaldsteig am Edersee. Dort gibt es viel Wasser, uralte Wälder und Berge – im Nationalpark Kellerwald-Edersee.

Wo gibt es in Deutschland noch Wildnis und Wälder, die sich selbst überlassen sind und sich ständig wandeln so wie die Natur sich selbst gestaltet?

Ich konnte es kaum erwarten, in den “Urwald” zu kommen, und gleich am ersten Tag führte uns unsere Wanderung mitten hinein. Von unserer Pension in Waldeck aus stiegen wir auf eine Anhöhe, den Ziegenberg. Hier standen uralte Buchen und knorrige, z.T. halbtote Eichen, die so verwachsen waren, daß sie merkwürdigen Gestalten glichen. Aus einigen schauten geheimnisvolle Gesichter, die uns zu beobachten schienen. Umgestürzte Bäume versperrten uns immer wieder den Weg und
zwangen uns zum Klettern oder Durchkrabbeln.

Nach einer guten Stunde erreichten wir die zwei Aussichtskanzeln, von denen aus wir einen wunderbaren Blick auf den Edersee mit allen seinen Ausbuchtungen hatten sowie auf die Sperrmauer. Auf dem Rückweg war es dunkel genug, um die Lichter zu beobachten, die an der Sperrmauer installiert sind und in verschiedenen Farben wechseln von gelb – rot -blau – grün bis lila. Je dunkler es ist, desto schöner ist das Leuchten.

Und dann standen wir vor einer Felswand, höhlenartig und dunkel. Ich spürte die veränderte Energie und wußte, hier sind Naturwesen zuhause. Ich mußte still halten so als würden die Wesen mich festhalten, und auch Michael war gebannt. Wir lauschten auf die Geräusche – war es nur der Wind ??

Sobald wir den Platz verlassen hatten, veränderte sich die Stimmung, das Geheimnisvolle war verschwunden, der Wald wurde nun lichter und offener. Es war inzwischen dunkel geworden und Zeit zügig heimwärts zu gehen. Den Matsch auf dem letzten Teil des Weges haben wir nicht mehr gesehen, nur unter den Schuhen gespürt.

2. Tag

Unser nächster Ausflug war entlang der Ringelberg-Route in einen der ältesten Teile des Buchenwaldes am Edersee. Michael, der sonst einen schnellen Schritt hat, wo ich manchmal Mühe habe mitzukommen, blieb weit zurück, fasziniert von den ungewöhnlich in sich verschlungenen Baumgestalten, den steilen Berghängen und Schluchten. Alles wollte beachtet und photographiert werden.

Der Weg war mit 4 Stunden Wanderzeit ausgeschrieben. “Na, da werden wir heute mindestens 8 Stunden brauchen und im Finstern zurückkommen”, sagte ich voraus. “Na und?” war Michaels Antwort.

Zeitweise gingen wir auf schmalen Pfaden am Steilhang entlang. Immer wieder kreuzten Bäche und Quellgerinne unseren Weg, und wir hatten die Wahl, über glitschige Steine zu balancieren oder uns richtig nasse Füße zu holen. Ich war fasziniert von all diesen kleinen Sturzbächen, die von weit oben herunterkamen, stolpernd über Felsen und Steine, ihre Bewegung in Musik verwandelnd.

Dann auf einmal eine völlig andere Stimmung. Der Wald wurde licht, statt der hohen Buchen dünne Birkenstämmchen und dazwischen mal eine Tanne. Alles Unheimliche war verschwunden, wir fühlten uns leicht und gingen schneller. Also doch keine 8 Stunden, sondern nur 6. Dunkel war es dennoch, als wir heim kamen.

3. Tag

Heute hatten wir uns die Hagenstein-Route vorgenommen. Vom Nationalparkzentrum ging es über eine große Wiese bergan; an der Wegkreuzung ein großes Schild: “Ferienwohnung” und dahinter ein Baumhaus, das ziemlich wackelig und sehr urig aussah! Eine Alternative??

Und schon waren wir im Wald. Unser Weg führte immer wieder an Felsen vorbei, aus deren Spalten bizarre Bäume wuchsen, deren Äste sich umschlangen und manchmal wie Fragezeichen in den Himmel strebten. Hier konnten wir die knorrigsten Stämme und seltsamsten Baumgesichter entdecken, die uns festhielten und unsere Phantasie belebten. In solchen verwunschenen Gegenden entstehen Sagen und Geschichten, wer wohl hier hausen und sein Unwesen treiben könnte!!

Auf halbem Weg ein Schild: “Brückengrundsteig – nur mit festem Schuhwerk und sicherem Tritt zu begehen.” zunächst gingen wir daran vorbei. Doch als wir dann auf einen asphaltierten Weg kamen, wollte ich doch lieber den waghalsigen Brückengrundsteig laufen. Also kehrten wir um und waren bald auf dem schmalen, felsigen, sehr glitschigen und steilen
Abstieg. Hier hat der Sturm das Nadelholz gefällt. Wie beim Mikadospiel liegen die Stämme kreuz und quer an den Hängen und auch auf dem Weg. Es sieht wild aus, nichts wird fortgeräumt und so kann sich die Natur neu und frei entfalten.

Zurück im Nationalparkzentrum gab es einen Kaffee und viele Informationen über den Park, seine Wälder und den von vielen
Wanderern besuchten Urwaldsteig.